Ob das alles wirklich notwendig und sinnvoll ist, sei dahingestellt, zumindest aber hat man das Kern-User-Interface mittlerweile recht gut im Griff. Über die Jahre hat man dabei viele Inkonsistenzen beseitigt, und tatsächlich wird Android dabei auch um das eine oder andere sinnvolle Feature erweitert. Trotzdem regt sich bei der Nutzung schnell der Wunsch, dass Samsung seine Softwareausstattung wieder einmal grob aufräumt. Über die Jahre sind hier viele Dinge hinzugekommen, deren Nutzen zweifelhafter Natur ist, und die in der Kategorie Gimmick zu verbuchen sind. Das beginnt schon bei der Einrichtung mit einer schier endlosen Reihe an Dialogen, die einen zur Nutzung aller möglichen Dienste drängen wollen – und das noch dazu äußerst wortreich, so dass man schnell einfach nur mehr alles wegklicken will.
Und das setzt sich dann fort mit zahlreichen Extra-Buttons und Gesten, die eher im Weg stehen, als wirklich nützlich zu sein. screenshots. andreas proschofsky / der standard Der Homescreen von Samsung ist an sich recht aufgeräumt. Viel mehr erfreut aber, dass viele der Apps mittlerweile beim Setup abgewählt werden können. Im Bild rechts ist das absolute Minimum an fix vorinstallierten Apps zu sehen. (wobei hier am Anfang zwei Folder mit zwei bzw. vier weiteren Apps abgebildet sind) Große Ambitionen All die Aktivitäten Samsungs rund um Android zeichnen ein klares Bild: Man will mehr als einfach nur ein Hardwarehersteller sein. Jemand, der selbst ein eigenes App- und Service-Ökosystem betreibt, über das man die Kunden an sich binden kann, damit diese nicht einfach zur Konkurrenz wechseln können.
Das ist strategisch gesehen zwar durchaus nachvollziehbar, hat aber ein klitzekleines Problem: Bisher ist Samsung noch mit jedem dieser Versuche gescheitert, wie eine lange Liste an eingestellten Apps und Services belegt. Doch so einfach gibt sich Samsung natürlich nicht geschlagen. Wieso denn bloß??? Der aktuelle Hoffnungsträger nennt sich Bixby und ist Samsungs Version eines digitalen Assistenten. Der Hardwarehersteller hält diese Entwicklung dabei für so zentral, dass er ihr sogar einen eigenen Knopf an der Seite des Geräts spendiert. Das war zwar auch schon beim S8 und Note 8 der Fall, nun soll aber – nach massiver Kritik an der ersten Version von Bixby – alles besser werden. Der Assistent habe in der Zwischenzeit massiv dazugelernt, sagt Samsung. Sagt der Tester: Hat er nicht. Wie man es auch drehen und wenden mag, Bixby ist einfach nicht gut.
Die Antworten sind oftmals erratisch, die gebotenen Möglichkeiten weit von dem entfernt, was der Google Assistant bietet, und auch mit Alexa kann man in vielerlei Hinsicht nicht mithalten. Und dann kommt noch die schlichte Realität dazu, dass so ein Assistent eben umso besser funktioniert, je mehr Daten der Hersteller über seine Nutzer hat – und hier fehlen Samsung dann einfach wieder zu Google vergleichbare – und auch wirklich genutzte – Dienste. Doch selbst wenn Bixby besser wäre als er ist, wäre die Entscheidung dafür einen eigenen Knopf dafür zu verbauen, zweifelhaft. Immerhin ist die Nutzung solcher Assistenten am Smartphone ganz generell noch ein Randthema.
Doch anstatt sich dieser Realität zu stellen, legt Samsung sogar noch nach: Beim Note 9 lässt sich der Bixby-Knopf nämlich gar nicht mehr deaktivieren – am S9 ging das noch. Zynische Naturen könnten hier einen Plan vermuten, die Nutzungszahlen nach oben zu treiben. Macht doch – mutmaßlich – der unabsichtliche Aufruf über den Hardware-Button einen bedeutenden Teil der Bixby-Nutzung aus. Softwareauswahl Dass die Softwareausstattung beim Note 9 umfangreicher als bei vielen anderen Smartphones ausfällt, wurde bereits erwähnt. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht auch Erfreuliches zu erwähnen: Mittlerweile sind nämlich viele der weniger wichtigen Samsung-Apps nicht mehr von Haus aus vorinstalliert. Bereits beim Setup des Geräts kann die Installation einer Vielzahl von Apps unterbunden werden, die Palette reicht dabei vom Samsung Internet Browser bis zum eigenen Mail-Client und dem Taschenrechner. Interessant ist auch der Umgang mit Google-Apps: Ein Teil davon wird ebenfalls erst während des Setups installiert, darunter etwa Duo, Google Play Music oder auch Google Photos.
Das bedeutet, dass sie im Nachhinein von den Nutzern problemlos komplett deinstalliert werden können. Eine Entwicklung, die durchaus erfreulich ist, von Samsung aber auch verblüffend inkonsequent umgesetzt wird. So sind etwa eine ganze Reihe von Microsoft-Apps fix vorinstalliert. Darunter neben den diversen Office-Apps und OneDrive mittlerweile auch LinkedIn. Aber immerhin: Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. screenshots: andreas proschofsky / der standard Die Qualität und Sinnhaftigkeit von Samsungs eigenen Android-Anpassungen variiert stark. Im Bild Bixby Home, die Galerie und die Gerätewartung. Zum Entsperren des Geräts empfiehlt Samsung mittlerweile eine Mischung aus Gesichts- und Iris-Erkennung. Zumindest bei guten Lichtverhältnissen funktioniert das auch halbwegs brauchbar. Das ändert aber nichts daran, dass ein Fingerabdruck weiterhin schneller und zuverlässiger arbeitet – und mit vergleichbaren Level an Sicherheit zu Apples Face ID kann die Samsung-Lösung ebenfalls nicht aufwarten. DeX Ein Gerät für alle Aufgaben: Diese Vision verfolgt Samsung mit DeX, einem Desktop-Modus für seine Top-Smartphones.
Beim Note 9 klappt das Ganze zum ersten Mal ohne eigenes Dock, es reicht also, via passendem Kabel einen Monitor anzuschließen und schon kann es losgehen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis braucht man für produktives Arbeiten natürlich noch eine externe Tastatur und eine Maus sowie das passende USB-C auf HDMI-Kabel, um die Verbindung zum Bildschirm herzustellen. Und genau da zeigt sich schon das grundlegende Problem dieser Idee: Im Endeffekt ist es meist einfacher, auf Reisen gleich einen Laptop mitzunehmen, und die Daten automatisch zu syncen, anstatt Peripherie einzupacken und sich dann mit der Verkabelung in einem Hotel herumzuschlagen. DeX ist, wie ähnliche Lösungen anderer Hersteller zuvor, einfach eine in der Theorie nett klingende Angelegenheit, die in der Praxis bisher aber kaum Anhänger gefunden hat. Kontostand: -viel Bleibt noch eine entscheidende Frage: Was kostet der Spaß?
Und hier wird so mancher Interessent schlucken müssen: Das kleinere Modell mit 6 GB RAM und 128 GB lokalem Speicher ist für 999 Euro zu haben, während für die größere Ausführung mit 8 GB RAM und 512 GB Speicherplatz gleich 1.249 Euro veranschlagt werden. Dabei sind Varianten in den Farben Schwarz, Blau und Violett erhältlich, wobei die Verfügbarkeit bei verschiedenen Anbietern variiert. Eine Variante in "Kupfer" ist ebenfalls angekündigt. foto: andreas proschofsky / der standard Der Dual-Kamera-Aufbau des Note 10, (zu) knapp darunter dann der Fingerprint Reader.