Der große Vorteil der MD war damals die geringe Größe. Auch wenn Sony es verstand, die Technik so klein wie möglich zu machen, sind portable CD-Player bis heute wahre Monster am G¨¹rtel. Ein MD-Player dagegen ist hosentaschentauglich. Die Geräte wurden im Laufe der Zeit sogar kleiner als der typische Kassetten-Walkman. Dabei war die MD-Technik der CD deutlich ¨¹berlegen, allerdings auch teurer.Minidiscs unterscheiden sich in ihrem Aufbau sehr von den meisten anderen Speichermedien. Bei den Discs ist ein Caddy Pflicht. Die Schutzh¨¹lle sorgt daf¨¹r, dass möglichst wenig Staub auf die Medien kommt. Der Laser eines Lesegeräts kann trotzdem auf den Datenträger strahlen, denn eine kleine Öffnung wird ¨¹ber einen Schieber (Shutter) freigegeben. Der hat im Unterschied zu vielen anderen Formaten keine Feder. Das Laufwerk muss selbst daf¨¹r sorgen, dass eine MD wieder verschlossen wird. Zudem ist der Schieber vor allzu neugierigen Nutzern gesch¨¹tzt. Ohne gezielten Fingernageleinsatz bekommt man ihn nicht auf.
Im Inneren ist die Minidisc verwandt mit der Magneto Optical Disk (MO-Disk) und der CD, und zwar sehr viel näher als viele denken. Das sogenannte Orange Book als Standarddokument findet sich in einigen MD-Spezifikationen und beschreibt eine CD-MO - also eine Compact Disc Magneto Optical. Gelesen wird ein MO-Medium technisch ähnlich wie eine CD mit einem Laser, dessen Licht vom Datenträger und seiner Reflexionsschicht zur¨¹ckgeworfen wird und so die Bits erkennbar macht.Beim Schreiben gibt es hingegen Unterschiede zu rein optischen Medien, die f¨¹r MD und MO gleichermaßen gelten. Beim magneto-optischen Verfahren wird die Disc beziehungsweise Disk punktuell aufgeheizt und dann durch einen Magneten so verformt, dass unterschiedliche Oberflächen f¨¹r die Laserabtastung entstehen. Daf¨¹r sind anders als bei der CD zwei unterschiedliche Köpfe nötig. Im Sandwichverfahren wird die MD von unten auf 180 Grad Celsius gebracht, während der Magnetkopf die erwärmte und bewegliche Fläche mit Datenmustern beschreibt. Trotz des Konstruktionsaufwands durch die zwei Köpfe gelang Herstellern wie Sony oder Sharp eine erhebliche Miniaturisierung, die auch Hosentaschen-MD-Rekorder möglich machte.
Das ist der Grund daf¨¹r, dass beschreibbare MDs oben und unten eine Öffnung haben, während vorbeschriebene MDs nur unten geöffnet werden. Das gilt auch f¨¹r die kleine MO im 3,5-Zoll-Format, nicht aber f¨¹r die 5,25-Zoll-MOs. Diese haben zwei Seiten, weil die ziemlich dicken Scheiben auf beiden Seiten beschrieben werden können.Das magneto-optische Verfahren ist langlebiger als andere Verfahren. Eine Minidisc kann beispielsweise bis zu einer Million Mal beschrieben werden. Phase-Change-Medien wie die DVD-RAM schaffen noch 100.000 Zyklen. Die beliebten RW-Medien schaffen nur 1.000 Schreibvorgänge. Letzteres ist f¨¹r festplattenartige Zugriffsstrategien nicht gerade viel und vor allem hier kann die Minidisc noch heute ihre Vorteile ausspielen. Es ist schlicht egal, wo welches Musikst¨¹ck technisch auf der Scheibe liegt.
Mit der Minidisc hat Sony eine ganze Konkurrenz-Infrastruktur zu Kassetten und CDs aufgebaut. Vorbespielte Medien im Handel, portable Player, gute Hi-Fi-Geräte und ein Bedienungskomfort, den Kassetten und CDs damals nicht boten. Gewissermaßen sind es kleine Festplatten mit anderer Aufnahmetechnik und denselben Nachteilen. Eine Minidisc kann durchaus im Laufe der Zeit fragmentieren. Das war f¨¹r uns aber nie ein Problem.Mit dem Aufkommen von Apples iPod und anderen Festplattenplayern wurde es vor ¨¹ber zehn Jahren immer schwieriger f¨¹r Sonys MD und Sonys Partner, die ebenfalls MD-Equipment anboten. Insbesondere gegen Apple mit seinen Festplatten im CF-Format (iPod Mini) und der Konzentration auf Flash-Speicher konnte Sony nicht ankommen. Sonys Network-Walkman-Serie erreichte beispielsweise nie die Popularität von Apples iPods, die de facto zum neuen Walkman wurden. Der japanische Konzern gab die Minidisc trotz der schlechten Ausgangslage im vergangenen Jahrzehnt dennoch nicht auf und entwickelte sie parallel zu Flash-Playern weiter. Es gab sogar den Versuch eines Neustarts:
Den meisten unbekannt d¨¹rfte der Umstand sein, dass Minidiscs auch als Datenspeicher dienen können. Mitte des vergangenen Jahrzehnts stellte Sony das USB-Laufwerk DS-HMD1 vor, das auch Teil des Neustarts der MD-Technik war. Es konnte auf die damals neuen Hi-MD-Medien 1 GByte speichern, auf alte Medien durch eine Neuformatierung immerhin rund 300 MByte statt etwa 170 MByte im alten Format.
Die kleinsten Minidiscs, die schon in der Anfangszeit als Datenträger dienen konnten, fassten damals 140 MByte. Das wohlgemerkt mit Medien, die schon genutzt wurden, als Anwender noch mit wabbeligen 5,25-Zoll-Floppy-Disks hantierten und um jedes KByte im Arbeitsspeicher oder auf den Medien kämpften. Trotzdem konnte sich die MD nicht als Datenspeicher durchsetzen. Beliebter waren Iomegas Zip-Laufwerke und vor allem in Japan die MO-Laufwerke.
Sony hatte einiges mit der Hi-MD vor, wie aus einer Pressemitteilung vom März 2005 hervorgeht. So war damals nicht nur geplant, MP3 direkt von der MD abzuspielen, sondern diese auch als Medium f¨¹r Kameras zu etablieren.Gelungen ist beides nicht, trotz der hohen Speicherkapazität bei niedrigem Preis. Ein paar Monate zuvor, im Oktober 2004, berichteten wir noch von CF- und den heute fast vergessenen MMC-Karten, die mit 1 GByte unter 100 Euro zu haben waren - damals ein Schnäppchen. Im Mai 2005 musste der Interessent f¨¹r eine schnelle 1-GByte-SD-Karte noch rund 150 Euro bezahlen.In Japan haben sich magneto-optische Systeme schon immer ganz gut verkauft. Neben Sonys Minidisc verbreitete sich dort auch die MO-Disk und wurde bis vor einigen Jahren vor allem von Fujitsu gut unterst¨¹tzt. Olympus und Fujitsu boten auch in Deutschland 3,5-Zoll-MO-Laufwerke an. Die 5,25-Zoll-Medien der MO gab es auch noch, sie waren jedoch f¨¹r den professionellen Einsatz bestimmt und f¨¹r Endanwender noch weniger bezahlbar als die ohnehin schon teuren kleinen MOs. Ein Gigamo-USB-Laufwerk kostete 2001 rund 800 DM.
Die drei Datenträgersysteme haben bis heute große Vorteile und werden in wenigen Bereichen deswegen auch weiterhin eingesetzt. Die Medien sind in Schutzh¨¹llen untergebracht. Magneten können ihnen wenig anhaben, denn f¨¹r eine Veränderung der Daten m¨¹ssen die Datenträger punktuell erhitzt werden, erst dann ist es mit einem Magneten möglich, Daten zu verändern. Das Auslesen passiert rein optisch. Und weil die Laufwerke hohe Zuverlässigkeit garantieren sollten, wurde nach dem Schreibvorgang noch einmal kontrolliert, ob alles geklappt hat. Das machte die Laufwerke allerdings teils sehr langsam. F¨¹r eine versprochene Haltbarkeit von 30 bis 50 Jahren musste der Anwender hinnehmen, dass eine MO erst einmal gelöscht, dann beschrieben und dann kontrolliert werden musste. Nur mit Direct-Overwrite oder auch Limdow genannte Medien sparten den ersten Durchgang.
Manch einer wagte es, seine Daten Iomega-Technik oder anderen Wechselplattenformaten statt optischen Systemen anzuvertrauen. Gerade Iomega prägte damals den Click of Death bei den zwischenzeitlich beliebten Zip-Laufwerken. Clik!- und die gar nicht mal so alten Rev-Laufwerke hatten sich nicht gut verbreitet. Und dann gab es noch Syquest, das eine Konkurrenz zu Iomegas Jaz-Laufwerken aufbauen wollte. Das probierte auch Castlewood Systems mit dem ORB-Drive. Einige dieser Formate sind mit Festplatten verwandt, nur dass die Platten nicht in einem geschlossenen Gehäuse untergebracht sind. Das machte die Medien sehr anfällig f¨¹r Staub, der zwischen Platte und Schreib-/Lesekopf geraten konnte.Zuverlässige Archivmedien sind selten geworden. Sony hat die Professional Disc for Data (PDD) schon vor sieben Jahren eingestellt. Das war eine archivfähige Blu-ray-Variante, die in einem Caddy gesch¨¹tzt wurde. Die DVD-RAM hat kaum noch Bedeutung, auch hier war ein Caddy völlig normal. Zudem besteht bei einigen DVD-RAM-Kombinationen Verletzungsgefahr. DVD-RAM-Laufwerke konnten immerhin noch alte PD-Medien mit Caddy lesen. Allerdings war die DVD-RAM2 nicht in allen Laufwerken lesbar. Die HD-DVD-RAM hat es trotz ihres Potenzials nie auf den Markt geschafft. Wir haben auf einer Internationalen Funkausstellung aber immerhin einmal ein Medium mit sichtbaren Sektoren gesehen - ohne Caddy.
Ein Exot ist Plasmons UDO-Technik, die mit der Blu-ray wegen des blauen Lasers gewissermaßen verwandt ist und eigentlich professionelle 5,25-Zoll-MOs beerben sollte. Der Hersteller geriet allerdings zwischenzeitlich in finanzielle Not und wurde von Alliance Storage Technologies (ASTI) gerettet. Jetzt wird zwar noch die zweite UDO-Generation mit 60 GByte Kapazität (doppelseitig) verkauft, allerdings lassen die dritte und vierte Generation auf sich warten. Seit 2007 ist beim UDO-Format nichts passiert. ASTI unterst¨¹tzt sogar noch die alten optischen 12-Zoll-Datenträger. Selbst in Auktionshäusern ist die Technik selten, man findet aber noch Medien wie Sonys WORM-Disk WDM6DA0. Wir haben im Rahmen der Recherchen nicht herausgefunden, ob diese mit den damals seltenen 11,8-Zoll-Laserdiscs verwandt waren, die in Varianten teils mit Caddy (Sonys LVR-6000) auch beschrieben werden konnten. Es w¨¹rde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf Laserdiscs und dergleichen näher einzugehen. Eine ¨¹bersicht ¨¹ber analoge Bildplattensysteme wie die Laserdisc bietet Elmar D¨¹nßer - wie es sich damals gehörte, in schönstem frame-basierten HTML-Design.
Neben diesen nahezu verschwundenen optischen Archivsystemen haben sich in den vergangenen Jahren noch andere Systeme als Alternative im professionellen Bereich mehr oder weniger etabliert. Auch hier gab es vormals eine große Vielfalt, die ¨¹ber die Jahre immer kleiner wurde. ¨¹brig geblieben ist bei den Bändern etwa die LTO-Technik, die Ende 2012 als LTO-6-Generation auf den Markt kam. Auch die sollen Lebenszeiten von 30 Jahren erreichen, doch die Laufwerke sind mit fast 3.000 Euro selbst f¨¹r ambitionierte Anwender oder Fotografen viel zu teuer. Zudem sind LTO-Laufwerke nur zwei Generationen r¨¹ckwärtskompatibel. MO und MD wurden hingegen auf Kompatibilität hin designt. Ein 2,3-GByte-MO-Laufwerk kann problemlos 230-MByte-Medien der zweiten Generation lesen und ein Hi-MD-Laufwerk liest nat¨¹rlich auch alte 60-Minuten-MDs noch.
Mitunter werden Daten auf Archival-Grade-Medien untergebracht. Dazu gehören etwa auch 2,5-Zoll-Festplatten, die in RDX-Gehäusen stecken und derzeit maximal 1 TByte Speicherkapazität bieten. RDX-Medien sollen mehr als 30 Jahre lang halten. Allerdings nur bei entsprechend kontrollierter und wohltemperierter Lagerung (PDF). Selbst dann muss prinzipbedingt mit Ausfällen, beispielsweise beim Kugellager, gerechnet werden. Trotzdem: Mehr als einen Meter d¨¹rfen die RDX-Medien nicht fallen. Die leichten MOs oder MDs können deutlich mehr vertragen. Es gehörte sogar dazu, beim Wechsel einer MD im portablen Player das Medium mal fallen zu lassen.
In die Marktl¨¹cke der g¨¹nstigen Archivmedien versucht eine teure DVD zu stoßen, aber auch nur mit bescheidenem Erfolg. Von der M-Disc, die angeblich 1.000 Jahre halten soll, hört man nur wenig. Es gibt sie aber immerhin zu kaufen. Es scheint, als hätten Anwender kein Interesse an der Archivierung f¨¹r die Enkelkinder, was zumindest irgendwann erneut Probleme mit den schreibenden Laufwerken mit sich bringen könnte, wenn sich damit kein Geld verdienen lässt. Immerhin kann die M-Disc in ganz normalen DVD-Laufwerken gelesen werden.
Bleiben noch Flash-Speicher, denen nicht die beste Haltbarkeit nachsagt wird, was aber sicher auch an vielen billig produzierten USB-Sticks liegt. Sandisks Memory Vault soll immerhin 100 Jahre ¨¹berstehen. Die aktuell angebotene Kapazität von 8 oder 16 GByte reicht aber nicht einmal, um die Fotosammlung eines Urlaubs zu sichern. Auch auf Nachfrage konnte uns Sandisk auf der vergangenen Internationalen Funkausstellung nicht sagen, ob es einmal größere Medien geben wird.Vom technischen Standpunkt her ist das Verschwinden der magneto-optischen Technik schade. Ihre Langlebigkeit und nahezu beliebige Wiederbeschreibbarkeit zollten Kenner sowohl im Audio- als auch im IT-Bereich Anerkennung. Allerdings wurde die Technik irgendwann nicht mehr weiterentwickelt. Sony und Fujitsu hatten beispielsweise Pläne, auf Blaue-Laser-Technik umzustellen und so deutliche Kapazitätssteigerungen bei MOs zu ermöglichen. Das wäre sicher auch mit der verwandten Minidisc möglich gewesen, die so schön handlich und robust ist. Verwirklicht wurde das nie.
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